Geschichte einer Tigerin

  • Inszenierung:Geschichte einer Tigerin, von Dario Fo
  • Rechte:Verlag der Autoren, Frankfurt
  • Darstellerin:Kerstin Wittstamm
  • Regie:Caspar Harlan
  • Fotos:Kina Becker
  • Geschichte einer Tigerin

    von Dario Fo

    "Ich liebe das Leben so sehr und verabscheue den Gedanken eines Tages sterben zu müssen. Und außerdem bin ich schrecklich gierig; ich möchte vom Leben alles, ich möchte eine Frau, aber auch ein Mann sein, viele Freunde haben und allein sein, viel arbeiten und gute Bücher schreiben, aber auch reisen und mich vergnügen, egoistisch und nicht egoistische sein." (Simone de Beauvoir)

    Dieses Zitat von Simone de Beauvoir kann ich unterschreiben! Und das Tolle: mein Beruf gibt mir die Möglichkeit, dieser Gier nach Leben zu folgen. Im Theater ist alles möglich. „Geschichte einer Tigerin“ sah ich vor Jahren gespielt vom fantastischen Willi Lieverscheidt. Jahre später, als meine Kinder groß genug waren, dass ich mich wieder intensiver dem Theater zuwenden konnte, fragte ich Willi, ob er meinte, auch eine Frau könne diese Geschichten von dem chinesischen Soldaten spielen. Nee, meinte er, eher nicht. Aber wenn ich auf der Suche nach einem Stück für eine Person sei, solle ich doch mal den Roman „Emmas Glück“ lesen. Das würde er gern spielen, aber das müsste wohl eine Frau sein. Ein guter Tipp!

    Jahre später dachte ich wieder an die Tigerin und mit erweiterter Erfahrung und größerem Mut inszenierte ich mit Caspar Harlan „Die Geschichte einer Tigerin“. Das Publikum verschwendet keinen Gedanken daran, dass ich kein Mann bin. Und ich darf Männersprache sprechen – im Theater ist alles möglich!

    Von einem chinesischen Volksmärchen inspiriert, erschuf der Nobelpreisträger Dario Fo ein tragikomisches Stück von tiefergehender spiritueller und politischer Bedeutung. Er selbst schrieb dazu: „Wer den Tiger hat, der leistet Widerstand, auch wenn er die Glut mit der bloßen Hand aufheben muss. Wer den Tiger hat, verpflichtet sich mitzumachen, stets gegenwärtig und verantwortlich zu sein. Blinde Vertrauensseligkeit ist der Gegner von Vernunft und Revolution.“ Diese eigentliche Pointe erschließt sich im Grunde erst am Ende der unglaublichen Erzählung, nachdem der Soldat in einer Art Patchwork-Familie zusammen mit der Tigerin gelebt hat, bis er von den familien- und alltagstypischen Diskussionen so genervt ist, dass er flüchtet.

    Ein echter Dario-Fo: absurd und mit anarchischem Witz, gespielt von Kerstin Wittstamm.

    Weitere Inszenierungen und Projekte:
    Emmas Glück
    Ein-Personenstück, Freie Bühne Wendland
    Leni Riefenstahl, Titel, Time Magazin 1936
    Leni Riefenstahl & Susan Sontag
    Theaterstück, Freie Bühne Wendland
    Goldregenrausch
    Ein Tagebuch. Kerstin Wittstamm